In Köln gibt es ein recht interessantes Stadteil – Ehrenfeld. Schon seit langem hatte ich vorgehabt, dort zu fotografieren – doch erst letzten Sonntag kamen wir dazu, hinzufahren, um historische Denkmäler für Wikipedia zu fotografieren. Da ging der Spaß los.
Man mußte aus einer Liste Häuser fotografieren, die solch ein Kennzeichen haben. Dieses besagt, dass das Gebäude unter Denkmalschutz des Landes Nordrhein-Westfalen steht.
Unterwegs staunten wir nicht schlecht darüber, was so manche Hausbesitzer tun. Man könnte annehmen, wenn ein Haus von historischer Bedeutung ist, dürfte man sein Äußeres nicht verändern. I wo! Hier eine seltsame Dachkonstruktion, die eher in ein Fußballstadion gehört.
Ehrenfeld ist ein seltsames Stadteil. Noch vor Mitte des 19. Jahrhunderts herrschte hier eine beschauliche Dorflandschaft. Im 1. Jahrhundert n. Chr. hatten hier reiche Römer ihre Anwesen, später waren hier höchstens Bauernhöfe zu finden. Dann aber beschloß die Stadt Köln, sich zu verbreitern, und ab 1845 fingen die Bauarbeiten an.
Das älteste erhaltene Gebäude aus dem Jahr 1853 befindet sich auf Venloer Str. 260. Es wurde aus gebrannten Ziegeln gebaut. Von 1866 bis 1971 gehörte es der Familie Mertens, die dort eine Metzgerei unterhielt.
In diesem Haus ist schon seit 1859 eine Apotheke zu finden.
Im Jahre 1879 wurde Ehrenfeld zu einer Stadt, hier gab es viele Fabriken. 1888 wurde es von Köln eingemeindet.
An der Stelle dieser Filiale der Spadtsparkasse Köln gründete August Horch, der Gründer von „Audi“, seine eigene Firma. Sie befand sich in einem ehemaligen Pferdestall. Zunächst reparierte er Automobile von Benz, doch bereits 1901 erarbeitete er eine eigene Marke. Schon bald mußte er aus Köln wegziehen – aus finanziellen und miettechnischen Gründen.
Damals unterschieden sich Fabriken wenig von Schulen. Alles war streng funktionell aufgebaut. Hier ein Werkkomplex:
Und hier zwei Schulen:
Privathäuser in Ehrenfeld hatten meistens 3 Fenster, denn nach der preußischen Gesetzgebung waren Häuser mit einer Front unter 20 Fuß (6,28 Meter) von Steuern befreit.
Einige bevorzugten zwei Fenster, dafür aber ein paar Stockwerke mehr.
Im Erdgeschoß hatte man genauso wie heute Läden, Geschäfte und Werkstätten.
Die Häuser waren aus gebrannten Ziegeln und hatten kaum Verzierungen.
Andererseits gab es auch sympathischere Häuschen.
In der Gründerzeit- und Jugendstil-Epoche baute man elegante Häuser mit vielen interessanten Details.
Während des 2. Weltkriegs wurde das Stadteil stark zerstört, daher restaurierte man viele Häuser nicht, sondern baute ein modernes Gebäude zwischen die, die den Krieg überstanden hatten. Im 20. Jahrhundert erlebte das Stadteil viele Turbulenzen, denn viele Industrien zogen in andere Orte. Jetzt leben in Ehrenfeld sehr viele Türken und Italiener: sie halten Teehäuser, Pizzerien und Restaurants. Ein kunterbuntes und lebhaftes Veedel, das mir sehr gefällt. 🙂
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